»climate emergency« | Mit einem Temperaturdurchschnitt von 19,2 Grad Celsius (°C) gilt dieser Sommer als drittheißester seit dem Beginn regelmäßiger Messungen im Jahr 1881. Das zeigen erste Auswertungen der Daten der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Der Durchschnittswert liegt 2,1 Grad über dem Wert der Vergleichsperiode 1981 bis 2010.
Bundesweit wurden die höchsten Sommer-Temperaturen bisher in den Jahren 2003 (19,7 °C) und 2018 (19,3 °C) erreicht. Nach Angaben des DWD zeigt der Sommer 2019 deutlich, »dass der Klimawandel weiter an Fahrt aufgenommen hat«. Im letztem halben Jahr haben sich viele Aktivist*innen aus der Klimaschutzbewegung an Demonstrationen oder Aktionen zivilen Ungehorsams wie Straßenblockaden beteiligt. Sie forderten politische Entscheider*innen auf, angesichts der ökologischen Krise zu handeln. Eine neue gemeinsame Strategie vieler Kommunalpolitiker*innen ist, den »Klimanotstand« auszurufen (»climate emergency«). Bereits im Mai haben die Gemeinde- und Stadträte von Konstanz (Baden-Württemberg), Ludwigslust (Mecklenburg-Vorpommern) und Kiel (Schleswig-Holstein) den »Klimanotstand« ausgerufen. Bis Ende August haben sich in Deutschland über 30 Städte und Gemeinden dazu entschieden, unter anderem Aachen, Bielefeld, Erlangen, Heidelberg, Kiel, Marburg, Potsdam, Wiesbaden, Trier.
Einen großen Einfluß auf die Rekordtemperaturen dieses Sommers hatte nach Angaben des DWD »die extreme Hitzewelle vom 24. bis zum 26. Juli, bei der in Deutschland jeden Tag 40 °C überschritten wurden«. Ein Temperaturrekord für Deutschland wurde am 25. Juli in Niedersachsen erreicht. »In Lingen im Emsland kletterte das Quecksilber bis auf 42,6 °C«, so der DWD. An diesen Tagen wurden in vielen Regionen Westeuropas Rekordtemperaturen erreicht. Hitzerekorde gab es in Großbritannien (38,7 °C), in den Niederlanden (40,7 °C), Belgien (41,8 °C) und Luxemburg (40,8 °C). Durch die weite Ausdehnung des Hochdruckeinflusses nach Norden gab es sogar in Skandinavien neue Rekorde: In Schweden erreichten die höchsten Werte über 32 °C, in Norwegen über 34 °C. Bemerkenswert sei außerdem ein erneutes Auftreten mehrerer Hitzewellen in kurzer Zeit. »Eine solche Entwicklung entspricht grundsätzlich auch den Aussagen der Klimaprojektionen, nach denen längerfristig im Laufe der kommenden Jahrzehnte mit einer Zunahme der Häufigkeit und auch Intensitäten von Hitzewellen zu rechnen ist«, teilt die Bundesbehörde mit.
Obwohl nach Angaben des DWD Berlin mit 21,3 °C (17,7 °C) im Durchschnitt das wärmste Bundesland war, haben bislang nur zwei Bezirke den Klimanotstand ausgerufen. Als erster Bezirk hat Pankow am 15. August den Klimanotstand ausgerufen, zwei Wochen später folgte Charlottenburg-Wilmersdorf. Damit sich das Abgeordnetenhaus mit der Thematik befasst, hat die »Volksinitiative Klimanotstand Berlin« Unterschriften gesammelt. Am 20. August haben Vertreter*innen dieser Bürgerinitiative ihren Antrag auf Ausrufung des Klimanotstands zusammen mit 43.522 Unterschriften an den Präsidenten des Abgeordnetenhauses überreicht. Das war genau ein Jahr nachdem die Schülerin Greta Thunberg mit ihrem Klimastreik vor dem schwedischen Parlament begann.